Freitag, 31. Januar 2014

Manchmal

Manchmal scheint uns alles falsch und traurig,
Wenn wir schwach und müd in Schmerzen liegen,
Jede Regung will zur Trauer werden,
Jede Freude hat gebrochne Flügel,
Und wir lauschen sehnlich in die Weiten
Ob von dorther neue Freude käme.

Aber keine Freude kommt, kein Schicksal
Je von außen uns. Ins eigene Wesen
Müssen wir, vorsichtige Gärtner, lauschen,
bis von dort mit Blumenangesichtern
Neue Freuden wachsen, neue Kräfte.

Hermann Hesse

Donnerstag, 30. Januar 2014

Barfußmädchenseele

Bin ich denn jetzt mit einer Barfußmädchenseele unterwegs? Jeder Schritt schmerzt, jeder Stein piekt, jedes Auftreten bereitet Probleme, da möchte man doch lieber gleich im Bett liegen bleiben....

Sollte so eine Seele meines Alters nicht ein bisschen abgeklärter, geschützter, gepolsterter und mit ausreichend Hornhaut versehen sein? Ich hätt's gedacht und starre nun ungläubig auf diese Seele, die gar nichts mehr mag und sich so mädchenhaft gibt.
Oder altern Seelen vielleicht gar nicht? Was ist denn nur los mit ihr? Eigentlich hätte ich sie gerne etwas robuster und kräftiger! Aber man möchte ja so oft die Dinge ganz anders haben, als sie gerade sind und muss sie doch erst einmal so hinnehmen und sein lassen wie sie sind.

Ich werde die Barfußmädchenseele jetzt in die Arme nehmen; sie braucht Trost, Mitgefühl und Schonung. Ich werde sie ein wenig beschützen und behüten müssen. Wollen wir hoffen, dass es ihr bald besser gehen möge und sie wieder leuchten und strahlen kann ...

Mittwoch, 29. Januar 2014

Die Taschenfrauen

Nicht nur heut am Mittwoch
bei Regen und Schneeglöckchen
gehen sie am Vorgarten entlang
vermummt in Schals und Mützen
kommen mit ihren Taschen so gegen elf
eilig vom Kaufmann an der Ecke
bei dem nur ein Scherz für sie abfällt
schleppen Blumenkohl und Möhren
Roggenbrot und Kräuterquark
in ihren tiefen Taschen
laufen den Kindern über den Weg
die schleppen aus der Schule
Ranzen, Turnschuhe, kneifen sich
raufen, hüpfen noch ein bißchen
dann in der Küche, wenn
die Taschenfrauen ihre tiefen Taschen
auspacken, alles in den Kühlschrank
möcht ich dabei sein, möcht sie
küssen und umarmen, wenn sie einmal
auf dem Grund der tiefen Taschen
suchen nach ihrem eigenen Leben.

Ursula Krechel

Dienstag, 28. Januar 2014

Der Hühnerkalender

AN DEN KUNSTVERLAG WEINGARTEN - 17.1.2000

Liebe Kolleginnen und Kollegen:

Letztes Jahr um diese Zeit, nur etwas früher, habe ich Manfred Bissinger, den Chefredakteur der wöchentlich erscheinenden Wochenzeitung DIE WOCHE, zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht; indem ich ihm den Hühnerkalender aus Ihrem Hause schenkte. Diesmal habe ich es vergessen, und mir wurde hintertragen, dass er folgendes sagte: "Ich werde ja auch immer schlechter behandelt. Ich dachte, ich krieg wieder den Hühnerkalender geschenkt, und hab gewartet und gewartet, dann hab ich mir gesagt, dann muss ich ihn mir eben selber kaufen, und nun ist das Schweineteil vergriffen!!!"
Meinen Sie, dem Manne kann geholfen werden? Meinen Sie, Sie - um sozusagen im Bild zu bleiben - scharren noch irgendwo ein Exemplar hervor? Sie würden mich fast so glücklich machen wie Manfred Bissinger.

Vielen herzlichen Dank,

Ihr Harry Rowohlt

P.S.: Manfred Bissinger ist natürlich nicht nur Chefredakteur der wöchentlich erscheinenden Wochenzeitung DIE WOCHE, sondern auch deren Herausgeber D.O.

P.P.S.: Und deren Geschäftsführer! D.O.

Montag, 27. Januar 2014

Die Gefühlskrake



Da ist sie, die Gefühlskrake mit ihren 8 Armen, in denen du dich verhedderst und die dich in Untiefen ziehen! Die vielen Emotionen, sie zerren an dir, sie fressen dich auf und was bringen sie dir ein? Nur Scherereien!!! Von der allerschlimmsten Sorte!!!
Vor allem, weil die Gefühlschaotin es wieder einmal geschafft hat, unbemerkt die Macht an sich zu reißen um totales Gefühlschaos anzurichten.

Jetzt sitzt sie schuldbewusst und kleinlaut in der Ecke. Der Kopf ist gebeugt, die Arme hängen kraftlos herab. Und sie jammert: "Ich habe alles falsch gemacht. Ich habe alles kaputt gemacht".

Ich blicke auf sie und antworte "Ja, das hast du, du hast alles kaputt gemacht und diesmal ist es nicht mit einer Abmahnung getan. Du fliegst raus aus meinem Team! Ich will jetzt meine Mitte finden, ich will in Phase 4 gelangen, da kann ich dich nicht gebrauchen und nun geh'!"

Sonntag, 26. Januar 2014

Lebensweg

Kann man seinen Lebensweg auch ohne Navi finden? Wenn man unerwartet aus den gewohnten Gleisen geworfen wird und einfach nur zurück in die alte, einmal eingeschlagene Spur möchte, ist das sicherlich möglich. Wenn man sich aber einen Kurswechsel wünscht, eine neue Richtung einschlagen möchte, kann ein Navigationsgerät hilfreich sein. Ein Coach kann so ein Navi sein.

Mein Coach hat ein großes Herz und weiß die richtigen Fragen zu stellen.
Fragen, die ich mir so noch gar nicht gestellt habe. Fragen, die ich mir manchmal auch gar nicht beantworten möchte. Und nun sitzt mein inneres Team an einem runden Tisch zusammen und zwischen den Teammitgliedern herrscht eine ähnliche Gruppendynamik wie im wirklich Leben auch. Nein, an einem Strang ziehen tut in diesem Haufen noch keiner. Es wird gestritten und verhandelt, Bündnisse werden geschlossen und andere aufgekündigt. Die Pflichtbewusste müht sich mit der Lebenslustigen und Zwiespältigen ab.

Jetzt sind wieder Führungsqualitäten gefragt und Erinnerungen kommen hoch.
Aber diesmal wird nicht stundenlang diskutiert! Ich hau' einfach mal kräftig auf den Tisch und sage, wo es langgeht ;-)

Samstag, 25. Januar 2014

Wer Meer hat, braucht weniger ...

Eugenio Linares, Leuchtturmwärter auf Punta Estaca de Bares, Galicien:

Meine Frau ertrug das Leuchtturmleben zwei Jahre lang, dann hat sie die Scheidung gefordert und ist nach Mallorca gegangen. Sie ertrug die Kälte nicht, den Wind nicht und nicht die Sturmfluten. 

Für mich ist es das ganze Leben. Es ist keine romantische Arbeit, du lebst zwischen Kabeln, Batterien, Lampen, Elektrizität, da ist nichts romantisch. Aber der Platz! Und der Stolz auf deine Arbeit: Du arbeitest nicht in einer Tabakfabrik, die den Menschen den Tod verkauft, sondern du hilfst bei der Navigation und trägst vielleicht indirekt dazu bei, Leben zu retten.

Freitag, 24. Januar 2014

Meer

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer

Erich Fried

Mittwoch, 22. Januar 2014

Inselzeit auf Usedom



Feng-Shui-Feeling auf Usedom 2013, Christine Zimpel sei Dank! Was für ein wundervoller Monat in einer kuschligen und gemütlichen Ferienwohnung, in der Alleinesein gar kein Problem war. Auch wenn das O2-Netz schwächelte und kein WLan zur Verfügung stand. Da musste wieder einmal der traditionelle Postweg bemüht werden;-)

Dienstag, 21. Januar 2014

Sabbatjahr

Bis gestern wusste ich nicht, dass mit dem Wort Sabbatjahr in der Tora ein Ruhejahr für das Ackerland bezeichnet wird. Nach 6 Jahren Bebauung wird das Land - in Analogie zum Sabbat als Ruhetag -  ein Jahr brach liegen gelassen.

Auch ich habe meinem "Seelenacker" jetzt ein Jahr Muße und Ruhe gegönnt und dieses Jahr hat gut getan! Ein Jahr Arbeitspause, ein Jahr in einem Meer von Zeit und Möglichkeiten schwimmen - ein Jahr Freiheit, Freilauf, Freiraum....
Was für ein Geschenk - wobei es selbstverständlich Höhen und Tiefen gab!
Im Rückblick würde ich diese Zeit in drei Phasen einteilen.

Phase 1 war die "Jetzt mach' ich mal alles, was ich schon immer machen wollte"-Phase.
Einen Monat am Meer leben, 3 Wochen fasten, Französisch intensiv usw.
Diese Zeit fühlte sich leicht und unbeschwert an ...

Phase 2 war die "Jetzt sollte ich eigentlich mal anfangen mich zu bewerben"-Phase.
Hier ging es um Hilflosigkeit, aber auch um Trauer, Abschiedsschmerz und Vermissen.
Diese Zeit fühlte sich dunkel und schwer an ...

Phase 3 ist die "Huuch, steckt das wirklich auch alles in mir?"-Phase.
Experimente werden gewagt, der Mutmuskel gestärkt, Intensität gesucht und gelebt.
Diese Zeit fühlt sich intensiv und lebendig an, aber auch etwas atemlos und überspannt ...

Phase 4 wird die "Ich bin wieder in meiner Mitte angekommen"-Phase sein.
Diese Zeit wird sich erfüllt, gereift und zentriert anfühlen ...

5 Dinge, über die ich in meinem Sabbatjahr am meisten gestaunt habe:

1.  Ich bin in vielen Aspekten meiner Persönlichkeit anders als ich dachte...
2.  Gruppenerlebnisse können ungemein bereichernd und stärkend sein...
3.  Lebensfreude, Empathie und Offenheit gehören zu meinen großen Stärken...
4.  Manchmal fährt auch ein falscher Zug zum richtigen Ort...
5.  Ich kann auch ohne Arbeit sein (aber leider nicht ohne eigenes Einkommen...)

Montag, 20. Januar 2014

Humpelnde Welt

Es bleibt nicht aus, dass man den Mut verliert,
Wenn man schon längere Zeit mit seinen wunden
Füßen herumexperimentiert. -
Ich hatte noch immer nicht den richtigen Schuh,
Die richtige Sohle, die richtige Salbe gefunden;
Ich sah - fast getröstet - anderen Humpelnden zu.

Und kam ein Morgen, ein kalter, unangenehmer,
Der hatte - mir günstig - mir freudige Post beschert.
Ich humpelte weinwärts, aber ich hinkte bequemer
Als sonst. Und fand das Leben so lebenswert.

Ich glaube: es schneite, donnerte, regnete,
Rauchte - aber für mich nicht bestellt.
Mir lächelte alles, was mir begegnete.
Auch du kannst so schön sein, humpelnde Welt.

Joachim Ringelnatz

Sonntag, 19. Januar 2014

Alles Mumpitz!

Der seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebräuchliche Ausdruck umgangssprachlich  für "Unsinn, Schwindel" stammt aus dem Berliner Börsenjargon.
Wie das ältere "Mummelputz" (Vogelscheuche) (17. Jh.) und hessische "Mombotz" (Schreckgestalt)  bedeutet auch das Wort Mumpitz eigentlich vermummte Schreckgestalt, Schreckgespenst. Im Börsenjargon bezeichnete es zunächst ein erschreckendes Gerücht oder lügnerisches Gerede. Heute steht „Mumpitz“ umgangssprachlich für „Unsinn“, ist also eine abwertende Bezeichnung.
Mumpitz war ein gängiger Ausdruck des langjährigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner, der gegenüber provokanten Journalistenfragen oft nur antwortete: Das ist doch Mumpitz!
Der Begriff Mumpitz wird hin und wieder auch als Name gewählt. So ist beispielsweise die Figur „Der Große Mumpitz“ aus der Sesamstraße Namensgeber für mehrere deutsche Zauberkünstler.

Samstag, 18. Januar 2014

Freitag, 17. Januar 2014

Streiflicht

Ein Streiflicht aus der Süddeutschen Zeitung vom 17. Mai 2010

Die wunderbare Welt der bedrohten Wörter

Dem Schlüpfer wird es blümerant


Die Erde ist eine Kugel, aber sie hat zu viele Ecken. Wenn man nicht aufpasst, geht ständig etwas verloren. Leute verschwinden, Arten sterben aus, Zeit vergeht. Jetzt sind auch noch Wörter bedroht. Das kommt überraschend. Schließlich wird heute derart viel geredet und geschrieben, man dachte, da wird sicher jedes Wort gebraucht. Aber offenbar eben nicht alle.

Gerade haben 2982 Leute darum einige sehr seltene Stücke aus ihrem Wortschatzkästchen herausgesucht. Sie schickten sie an eine Jury aus Journalisten und Schriftstellern, die in Berlin mittels einer Goldwaage dann die schönsten unter ihnen ermittelte. Liest man die Liste, muss man zwar sagen, dass man auch künftig ohne das Wort blümerant auszukommen hofft. Andererseits ist es jedoch auch so, dass man unter keinen Umständen auf einer Welt leben möchte, auf der einem kein Augenstern mehr strahlt.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Blümerant

"Mir ist ganz blümerant zumute" bedeutet, mir ist flau, elend, übel, schwindlig, unwohl zumute.
Das Adjektiv wurde im 17. Jahrhundert aus dem französischen "bleu mourant" abgeleitet. Wörtlich übersetzt bedeutet "bleu mourant" sterbendes Blau, gemeint ist aber blasses Blau. Aus der Wendung "mir ist blümerant vor Augen" (gemeint ist der schillernde Farbschleier, der sich bei Schwindelanfällen über die Augen legt) entwickelte sich die heutige Bedeutung.

Auch schön: "Liebling, mir ist heute so blassblau zumute" ......

Mittwoch, 15. Januar 2014

Meine Arbeitslosenselbsthilfegruppe

Eine Arbeitslosenselbsthilfegruppe ist eine prima Sache!
Wenn vier Frauen mittleren Alters zusammensitzen, sich gegenseitig den Rücken stärken, Businesspläne für neue Geschäftsmodelle entwerfen, Tipps und Tricks im Umgang mit der Agentur für Arbeit austauschen, fühlt man sich sofort der Marginalität enthoben.
Wir sind vereint in aufrichtiger Reue um unser jahrzehntelang leichtfertig zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Wir trauern um alle nicht abgeschlossenen Sparverträge der längst vergangenen Hochzinsphasen.
Pietätlos werden Louis Vuitton-Handtaschen von Ex-Lovern auf Ebay verschachert, Klamotten-Fehlkäufe beschämt in Second-Hand-Shops getragen.
Es werden persönliche Armutsgrenzen definiert und Einsparkonzepte entwickelt, Unterstützungsmodelle erwogen und Rettungsschirme aufgespannt.

Es ist zum Lachen und zum Fürchten - aber wir sind wenigstens nicht alleine......

Dienstag, 14. Januar 2014

Künstlertum

How to be an artist / Jeder Mensch ist ein Künstler
Lass Dich fallen.
Lerne Schnecken zu beobachten.
Pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemand Gefährlichem zum Tee ein.
Mache kleine Zeichen, die „Ja“ sagen
und verteile sie überall in Deinem Haus.
Werde ein Freund von Freiheit und
Unsicherheit.
Freue Dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen.
Schaukel so hoch Du kannst mit einer
Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen.
Verweigere „verantwortlich“ zu sein.
Tu es aus Liebe.
Mach viele Nickerchen.
Gib Geld weiter. Tu es jetzt.
Das Geld wird folgen.
Glaube an Zauberei.
Lache viel.
Bade im Mondlicht.
Träume wilde, fantasievolle Träume.
Zeichne auf die Wände.
Lies jeden Tag.
Stell Dir vor, Du wärst verzaubert.
Kichere mit Kindern.
Höre alten Leuten zu.
Öffne Dich, tauche ein, sei frei.
Segne Dich selbst.
Lass die Angst fallen.
Spiele mit allem.
Unterhalte das Kind in Dir.
Du bist unschuldig.
Baue eine Burg aus Decken.
Werde nass.
Umarme Bäume.
Schreibe Liebesbriefe.

SARK (wird oft Joseph Beuys zugeschrieben, stimmt aber wohl nicht...)

Montag, 13. Januar 2014

Happening

Bevor ich das Blogschreiben für mich entdeckte, wollte ich mir als Performance-Künstlerin einen Namen machen.
Das Konzept für mein erstes Happening hatte ich bereits fix und fertig in der Tasche. Ich würde auf dem Rathausmarkt meinen mitgebrachten Haushaltstritt aufklappen, der anschließend von einer beachtlichen Menge Altmetall zu verdecken wäre. Dann stände ich leicht erhöht in diesem Berg von Metallschrott, hielte in der linken Hand meine Bewerbungsmappen und schwenkte in der rechten ein selbst gemaltes Transparent auf dem zu lesen wäre:

Ich gehöre noch lange nicht zum alten Eisen!

Irgendetwas ist dann doch dazwischen gekommen. Ich glaube, es war das Seminar Selbstvermarktungsstrategien für Akademiker. Eigentlich schade, die Idee war brillant!

Sonntag, 12. Januar 2014

Liebes Leben

Liebes Leben, fang mich ein,
halte mich an die Erde.
Kann doch, was ich bin, nur sein,
wenn ich es auch werde.
Gib mir Tränen, gib mir Mut,
und von allem mehr.
Mach mich böse, mach mich gut,
nur nie ungefähr.
Liebes Leben, abgemacht?
Darfst mir nicht verfliegen.
Hab noch soviel Mitternacht
sprachlos vor mir liegen.

Konstantin Wecker

Samstag, 11. Januar 2014

Gedankensplitter

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere Menschen.
Astrid Lindgren

Dass etwas schwer ist, muss ein Grund mehr sein, es zu TUN.
Rainer Maria Rilke

Die Welt ist so, wie man sie sieht.
Marion Gräfin Dönhoff

Das Glück kommt lautlos, aber man hört, wenn es geht.
Friedrich Hebbel

Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines das.
Franz Kafka

Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es jetzt.
Kühnheit besitzt Genie, Macht und magische Kraft. Beginne es jetzt.
Johann Wolfgang Goethe

Glaube nicht alles, was du denkst.
Martina

Freitag, 10. Januar 2014

Vergnügungen

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.

Bertold Brecht

Dieses Gedicht hat Brecht 1954 im Alter von 56 Jahren geschrieben. Und ich frage mich, wie sähe wohl meine Aufzählung der Vergnügungen in 16 Zeilen aus? Vielleicht so:

Donnerstag, 9. Januar 2014

Kleinod

Das Wort Kleinod wurde 2007 im Wettbewerb "Das bedrohte Wort" zum schönsten bedrohten Wort gewählt.

Das Wort ist schon sehr alt. Im Mittelalter war ein Kleinod die Zierde an einem Ritterhelm. Die Insignien eines Königs, Reichsapfel und Zepter, nannte man einst die Reichskleinodien. Das Kleinod war aber auch ein Geschenk oder eine Abgabe, das deutsche Rechtswörterbuch kennt das alte Kleinodgeld aus dem 16. Jahrhundert. In einer anderen Bedeutung konnte das Wort Kleinod auch Vieh oder Gemüse bezeichnen. Immer geht es aber um etwas Wertvolles. Noch bis ins 20. Jahrhundert versteht man unter einem Kleinod ein Schmuckstück. Im Duden findet sich das Wort noch, doch wer führt es noch in seinem aktiven Wortschatz?

In übertragenem Sinn kann ein Kleinod ein ganz unscheinbarer Gegenstand sein, dessen persönlicher oder ideeller Wert erst auf den zweiten Blick erkenntlich ist. Solche Kleinodien überreichen sich Liebende, ein Dichter der Jahrhundertwende nennt die Liebe selbst ein Kleinod. Auch ein Wort kann so zu einem Kleinod werden, denn oftmals muss man es länger drehen und wenden, um seinen ganz besonderen Wert zu verstehen. Diese Begründung gab den Ausschlag für die Wahl der Jury.

Mittwoch, 8. Januar 2014

Selbsterkenntnis

Ich wäre gerne
gelassener
mehr in meiner Mitte
weniger kritisch mit mir selbst

Ich hätte gerne
ein Haus am Meer
einen Garten
die Sofortrente der Fensehlotterie

Ich würde gerne
mehr Experimente wagen
noch mehr Neues lernen
öfter im Freien unter dem Sternenhimmel schlafen

Heute bedaure ich
nicht studiert zu haben (Romanistik, Germanistik, Kunstgeschichte)
kein Musikinstrument leidlich gut zu beherrschen (Klavier, Geige, Gitarre)
wichtige Menschen auf dem Weg durchs Leben verloren zu haben

Ich bin dankbar für
jeden neuen Tag
die Schönheit der Natur
die Freundlichkeit und Zuneigung der Menschen

Wichtig ist mir
Ehrlichkeit
Integrität
Inspiration

Ich suche immer noch
meine Berufung, meine Bestimmung
eine Arbeit, die mich ausfüllt und zufrieden macht

Dienstag, 7. Januar 2014

Buchtipp

Als Buchhändlerin im Herzen möchte ich euch heute eines meiner Lieblingsbücher ans Herz legen: Helene Hanff  "84 Charing Cross Road - Eine Freundschaft in Briefen". Eine Hymne auf die Literatur und auf die Freundschaft ist der Briefwechsel zwischen der klugen, schlagfertigen New Yorkerin Helene Hanff und dem liebenswerten Londoner Buchhändler Frank Doel. Durch Zufall stößt die Bühnenschriftstellerin Ende der vierziger Jahre auf die Adresse der Buchhandlung Marks. Eine neue Quelle für schwer aufzutreibende Bücher? Die Autorin greift zur Feder, ohne zu ahnen, dass ihre Zeilen der Beginn einer jahrzehntelangen Brieffreundschaft sind.

Hier ein kleiner Auszug des Briefwechsels:

Montag, 6. Januar 2014

Genügsamkeit

"Einübung in Genügsamkeit" ist mein zentrales Projekt für 2014 und ich muss gleich vorausschicken, dass ich so gut wie keine Vorbildung auf diesem Gebiet habe;-) Aufgewachsen in den fetten Jahren der BRD, dazu noch als Einzelkind, nein - Bedürfnisaufschiebung, materieller Verzicht und Sparsamkeit wurden mir in meinem Elternhaus nicht vorgelebt.

Warum also ausgerechnet jetzt diese Hinwendung zur Genügsamkeit? Spätestens in der Mitte des Jahres wird sich meine Lebenssituation vielleicht noch einmal grundlegend ändern, da erscheint es mir weise und klug mich vorausschauend mit dem Thema materielle Wünsche und Bedürfnisse auseinanderzusetzen. Aber das ist nicht meine Hauptmotivation. Meine Hauptmotivation besteht in dem diffuses Unbefangen, das sich breitmacht, sobald ich anfange Schranktüren und Schubladen zu öffnen oder auf meine Billy-Regale zu schauen. Ich habe von allem zu viel: zu viele Klamotten, zu viele Schuhe, viel zu viele Bücher und überall liegt Papier herum........

Sonntag, 5. Januar 2014

Habseligkeiten

Im Oktober 2004 wurde das Wort Habseligkeiten von der Jury des Deutschen Sprachrates und des Goethe-Instituts zum schönsten Wort der deutschen Sprache gekürt. Bei der Wahl war nicht entscheidend, wie häufig ein Wort genannt wurde, sondern wie die Einsender es begründeten. Am besten gelang dies nach Ansicht der Jury Doris Kalka aus Tübingen, die für Habseligkeiten plädierte, weil "es den Gegensatz des menschlichen Strebens nach Besitz mit dem unerreichbaren Ziel der Seligkeit vereine. Das Wort bezeichnet nicht den Besitz, nicht das Vermögen eines Menschen, wohl aber seine Besitztümer, und es tut dies mit einem freundlich-mitleidigen Unterton, der uns den Eigentümer dieser Dinge sympathisch und liebenswert erscheinen lässt. Typischer Vertreter dieser Klasse von Eigentümern ist etwa ein sechsjähriges Kind, das den Inhalt seiner Hosentaschen ausbreitet, um sich am Reichtum, an der Vielfalt seiner geliebten Sammlung zu erfreuen. Oder das Wort bezeichnet - die mehr vom Mitleid geprägte Variante - den spärlichen Besitz dessen, der sein Zuhause verliert und sein karges Hab und Gut für alle sichtbar transportieren muss, zu welchem Unterschlupf auch immer."

Doch Wikipedia belehrt uns wie folgt: Tatsächlich hat die Begründung mit der Wortgeschichte nichts zu tun. Denn lexikalisch wie auch wortgeschichtlich sind die "Habseligkeiten" keine "Hab-seligkeiten", sondern "Habsel-igkeiten" bzw. "Habsal"-igkeiten". "Habsal" bezeichnet die Gesamtheit dessen, was einer besitzt. "Habselig" ist dabei die Adjektivierung von "Habsal" und "Habseligkeiten" die Substantivierung von "habselig".

So kann es gehen mit der Sprache und den Sprachexperten......

Samstag, 4. Januar 2014

Behütetsein

Zum Einschlafen zu sagen

Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke

Freitag, 3. Januar 2014

Wortlust

Ich liebe Gedichte, weil sie eine Fundgrube für schöne und ungewöhnliche Wörter sind. Oder auch für ganz gewöhnliche und alltägliche Wörter, die aber in einen überraschenden und ungewohnten Zusammenhang gebracht werden. In Gedichten finde ich Sprachbilder und Wortmelodien, die noch lange in mir nachklingen.
Nur in Gedichten gibt es Wolkenpelztiere und Sternenaugen, Apfelblütenworte und eine Kirschblütensprache. In Gedichten läutet es in den Träumen Sturm, ist die Nacht pelzig und die Zeit flaumenleicht, findet man verstaubte Himmelstruhen und kommt auf Siebensternenschuhen daher.
Schön finde ich das! Und deshalb veröffentliche ich in diesem Blog auch immer wieder Gedichte. Gedichte, die ich sehr mag und die hoffentlich auch euch gefallen.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Lebensgebote

... und Er sah auf sie und sprach:

Erstes Gebot: Du sollst nicht perfekt sein, 80% reichen!

Zweites Gebot: Sei mutig und versuche deine Hasenherzigkeit zu überwinden!

Drittes Gebot: Du sollst nicht soviel denken, sondern einfach mal machen!

Viertes Gebot: Ehre den Alltag und feiere dein Leben!

Fünftes Gebot: Du musst es nicht allen recht machen!

Sechstes Gebot: Blicke mit Zuversicht in die Zukunft. Alles wird gut!

Siebtes Gebot: Nicht zuviel auf einmal wollen. Auch kleine Schritte führen zum Ziel!

Achtes Gebot: Humor hilft. Immer! Vor allem das Lachen über dich selbst!

Neuntes Gebot: Bewahre die Ruhe und gerate nicht in emotionale Konfusion!

Zehntes Gebot: Höre öfter auf Ehemann Ulf, auch wenn es dir schwer fällt!

Mittwoch, 1. Januar 2014

Neubeginn

Vielleicht liegt es daran, dass mein neues Lebensjahr zeitgleich mit dem neuen Jahr beginnt, dass ich dieses Wort so mag. Neubeginn, so als könnte man jederzeit nochmals ein neues Leben beginnen, ein neuer Mensch werden. Für mich eine verheißungsvolle Vorstellung, daher liebe ich auch den Ausruf „und morgen fange ich ein neues Leben an!“

Ist das alte denn so schlecht? Nein, aber es soll immer etwas raus aus dem alten Leben und etwas anderes neues dafür rein und deshalb gibt es ja auch die vielen guten Vorsätze, die jedes Jahr zu Silvester gefasst werden. Doch nun habe ich gelesen, dass bei Kursänderungen größerer Art im Gehirn Angstschweiß ausbricht und es daher jegliche Mitarbeit aufkündigt ;-)
Deshalb scheitern wir ja auch immer wieder kläglich und daher habe ich diesmal keine gute Vorsätze für 2014 gefasst, sondern nur Wünsche und stille Sehnsüchte, für die es ja eh’ göttlichen Beistand braucht…… 
Und als ich gestern um Mitternacht in der Borbyer Kirche eine brennende Kerze in den Händen hielt, da ist mir mit einem Mal ein Licht aufgegangen: Ich führe ja bereits ein neues Leben und bin bereits ein neuer Mensch bzw. bin wieder zu dem Menschen geworden, als der ich gedacht war. Und da war ich der Existenz sehr dankbar!