Dienstag, 30. September 2014

Achtsamkeit

Achte auf Deine Gedanken -
sie werden zu Worten
Achte auf Deine Worte -
sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen -
sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten -
sie prägen Deinen Charakter.
Achte auf Deinen Charakter -
er wird Dein Schicksal.

Talmud

Sonntag, 28. September 2014

Das Behälter-Prinzip

Beim "Behälter-Prinzip" geht es nicht um Kanban, sondern um ein Konzept, über das Shambhala-Buddhisten viel nachdenken. Ich habe versucht mir dieses Prinzip ein wenig zu eigen zu machen. Und so ist es mir wohl gelungen, meine 13 Monate währende Arbeitslosigkeit ohne Gewichtszunahme zu überstehen und ohne einer Depression oder Alkoholsucht anheimzufallen :-)

Was tun wir eigentlich normalerweise, wenn unser Selbstvertrauen Stück für Stück einbricht ?
Die Dinge die ich normalerweise tue um mein Selbstvertrauen zu verbessern, sind z. B.:
1. Mich daran erinnern, wann jemand etwas Nettes zu mir gesagt hat.
2. Eine Freundin anrufen und fragen, ob sie denkt, dass ich talentiert/gut/wertvoll bin.
3. Meine bisherigen Pläne etwas kleiner machen und mir erstmal weniger vornehmen.
4. Auf dem Bett liegen und weinen, bis sich wieder ein Hauch von Selbstvertrauen einstellt.
5. Ehemann Ulf fragen, ob denn auch wirklich alles wieder gut werden wird.

Diese Dinge funktionieren manchmal und manchmal nicht. Der buddhistische Lehrer Sakyong Miphan Rinpoche empfiehlt deshalb fünf sehr einfache und praktische Schritte mit tief durchgreifender Wirkung. Anstatt sich in ein bestimmtes Gefühl oder eine besondere Handlung zu reden (oder daraus zu entfliehen), kann man durch diese Schritte eine Art Behälter schaffen und im Leben anwenden, aus dem Selbstvertrauen, Kraft und die Fähigkeit "den Kopf immer über Wasser zu halten" spontan entstehen wird.

1. Säubere deine Umgebung.
(Ein sauberer, aufgeräumter Raum ist würdevoll und gut - der alte Staub muss weg - und doch kann ich dem Staub einfach nicht dauerhaft Herr/Frau werden :-))
2. Trage schöne Kleidung.
(Nicht unbedingt teuer; aber ziehe immer deine schönsten Kleider an, worauf wartest du denn noch ...)
3. Verbringe Zeit mit Menschen, die deine Energie vermehren.
(Die Spreu trennt sich vom Weizen in schwierigen Lebenssituationen ...)
4. Iss gute Speisen.
(Nicht unbedingt „gesund“ oder Gourmet-Essen – aber frisch und mit guten Zutaten ...)
5. Verbringe Zeit in der Natur.
(Schau ganz intensiv, lausche, rieche, fühle und schmecke deine Umgebung ...)

Bei all' diesen Schritten geht es darum, eine elegante und erhebende Umgebung zu schaffen und darin zu leben. Lebensumbruchphasen, Krisen, Rückschlägen, Niederlagen und Enttäuschungen kann man auf diese Weise würdevoll und hoch erhobenen Hauptes, mit Esprit und Ausstrahlung angemessen begegnen.

Hemingway hätte es wohl "Grace under pressure" genannt ... : -)

Freitag, 26. September 2014

Lockerlassen


Lockerlassen.
Ein kleines bisschen verschnaufen.
Den Körper ganz schwer werden lassen.
Einatmen und ausatmen.
Die Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen lassen.
Die Augen schließen.
Kleine "Ja-Nein"-Bewegungen mit dem Kopf ausführen.
In den Körper hineinspüren.
Mit der Seele baumeln.
Runterkommen.
Einen Gang zurückschalten.
Ruhig werden.

Einfach mal loslassen ...

This is the kit !

Mittwoch, 24. September 2014

Cloud nine

Warum schaffen wir Deutschen es bloß in den siebten Himmel aber englischsprachige Menschen bis auf Wolke 9 ??? Diese Frage habe ich letzte Woche im Englischunterricht gestellt und gleich die Hausaufgabe bekommen, das doch einmal zu recherchieren und heute darüber zu referieren.

Die Redensarten „auf Wolke sieben sein“ und „im siebten Himmel sein“ stehen für eine außergewöhnliche Hochstimmung, zum Beispiel das Gefühl von purer Freude oder Verliebtheit.
Im Englischen gibt es im religionswissenschaftlichen Bereich den Ausdruck seventh heaven. Die außergewöhnliche Hochstimmung wird dagegen mit cloud nine bezeichnet, also „Wolke neun“.

Der Ausdruck siebter Himmel stammt wahrscheinlich aus der Theorie des griechischen Philosophen Aristoteles. Dieser teilte den Himmel als Plural in sieben durchsichtige Gewölbe (Schalen) ein, in die die Himmelskörper eingebettet sind. In jeder der sieben Himmel oder Sphären bewegt sich je einer der sieben bekannten Planeten: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. Das siebente Gewölbe, also der siebte Himmel, sei jener Bereich, der die Welt mit all ihren Planeten, Sternen, Monden und Sonnen gegen das Nichts abschließe.

Manchmal wird es auch so überliefert: Das Altertum kannte sieben Himmelssphären – auch sieben Himmel genannt. Hinter dem letzten sichtbaren Planeten Saturn, dem Hüter der Schwelle, endete die materielle Welt, und es kam nur noch die unsichtbare geistige Welt, die Welt der Phantasie, Wünsche und Träume.

Ob ich nun gerade auf Wolke sieben oder neun schwebe - so langsam wird es Zeit, die Füße mal wieder fest auf die Erde zu stellen :-)
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolke_sieben

Montag, 22. September 2014

Schlüsselerlebnis

Am Samstag war ich bei meiner französischen Freundin und Französischlehrerin zum Geburtstag eingeladen. Ich saß mit 10 gut aussehenden Französinnen so etwa zwischen 50 und 60 am Kaffeetisch und fühlte mich wie ein deutsches Trampeltier :-)

Alle trugen armfrei (!), hatten nur ein kleines Jäckchen lässig über die Schultern geworfen, steckten in kurzen Etuikleidern, hatten nackte Beine - und überhaupt keinen Bauch ... !
Ich sah kein Doppelkinn, kein graues Haar, dafür aber einen einzelnen goldenen Armreif am Handgelenk. Man parlierte über Ballett, Tänzerinnen, Tangotanzen, Körperspannung, bemerkenswerte Tenöre und trank Champagner. Man lehnte sich nicht an die Rückenlehne des Stuhls an und machte beneidenswert anmutige Handbewegungen beim temperamentvollen Gestikulieren.

Es hat mich fertig gemacht :-) !!!

Ab morgen werde ich auch Französin und Kinderriegel rühre ich keine mehr an!
Vielleicht gebe ich das Essen auch ganz auf :-)
Wäre ich doch damals bloß in Aix-en-Provence geblieben - dann wäre ich heute eine von ihnen ! Es gab nur einen einzigen Trost: ich konnte wunderbar mitreden und mitlachen :-)

Samstag, 20. September 2014

Kafkas Witwe

Mit der ihm eigenen Ironie, nicht ohne verschmitzten Stolz, pflegt der großartige Verleger Klaus Wagenbach sich vorzustellen: »Ich bin Kafkas Witwe.« In der Tat, es gibt kaum einen besseren Kenner dieses abgründig-verwinkelten Werks. Auch ich wäre gerne eine Kafka-Witwe und wünschte mir vor allem, ihn nicht wie Milena Jesenská im Stich gelassen zu haben, als er sie am meisten brauchte und ihr diese erschütternden Worte schrieb:
Es ist etwa so: ich, Waldtier, war ja damals kaum im Wald, lag irgendwo in einer schmutzigen Grube (...) da sah ich Dich draußen im Freien, das wunderbarste, das ich je gesehen hatte, ich vergaß alles, vergaß mich ganz und gar, stand auf, kam näher, ängstlich zwar in dieser neuen Freiheit, kam aber doch näher, kam bis zu Dir, Du warst so gut, ich duckte mich bei Dir nieder, als ob ich es dürfte, ich legte das Gesicht in Deine Hand, ich war so glücklich, so stolz, so frei, so mächtig, so zuhause, immer wieder dieses so zuhause - aber im Grunde war ich doch nur das Tier, gehörte doch nur in den Wald, lebte hier im Freien doch nur durch Deine Gnade, las ohne es zu wissen (denn ich hatte ja alles vergessen) mein Schicksal von Deinen Augen ab. Das konnte nicht dauern (...)
Milena hat Angst, möchte sich nicht von ihrem Mann trennen; Kafka muss wieder in den Wald zurück. Dabei war sein Gedanke immerzu: "wenn ich sie nur mitnehmen könnte ..."

Milena starb am 17. Mai 1944 an den Folgen einer Nierenoperation im Alter von 48 Jahren im KZ Ravensbrück. Margarete Buber-Neumann (1901—1989) beschreibt in ihrem Buch "Milena, Kafkas Freundin" die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden Frauen und deren letzten Monate im Konzentrationslager. Mit diesem Vermächtnis erfüllte Margarete Buber-Neumann den letzten Wunsch Jesenskás.
http://de.wikipedia.org/wiki/Milena_Jesensk%C3%A1

Donnerstag, 18. September 2014

Französin müsste man sein

Ach, die Französinnen haben alle sooo schöne Vornamen.
Ich beneide die Französinnen richtig um ihre wundervoll klingenden Vornamen.
Die Beneidenswerten heißen Magali, Juliette, Amélie, Hélène, Jeanne, Louise, Camille, Lucie, Nathalie, Odette, Céline, Delphine ...

Jeder Name klingt wie Musik in den Ohren. Reine Poesie so ein Vorname !
Ich denke mir, mit so einem Vornamen wird man automatisch zu einem filigranen Geschöpf voller Charme und Anmut ...

Auch Martine hört sich gleich so viel schöner an als Martina :-)

Doch damit nicht genug, auch im sonstigen Leben scheinen die Französinnen vom Leben begünstigt zu sein. Gäbe es sonst diese ganzen Buchtitel, die gerade den deutschen Markt erobern:

"Warum französische Frauen nicht dick werden: Das Geheimnis genussvollen Essens"
"Warum französische Frauen jünger aussehen: Attraktiv in jedem Alter"
"Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris"
"Was französische Eltern besser machen: 100 verblüffende Erziehungstipps aus Paris"

Vivent les Françaises ! 

Dienstag, 16. September 2014

Howto

HOW TO WORK BETTER

1. DO ONE THING AT A TIME
2. KNOW THE PROBLEM
3. LEARN TO LISTEN
4. LEARN TO ASK QUESTIONS
5. DISTINGUISH SENSE FROM NONSENSE
6. ACCEPT CHANGE AS INEVITABLE
7. ADMIT MISTAKES
8. SAY IT SIMPLE
9. BE CALM
10. SMILE

Peter Fischli/David Weiss

Fischli/Weiss waren ein Künstlerduo, das seit 1979 zusammenarbeitete. Sie zählten zu den renommiertesten Gegenwartskünstlern der Schweiz. Ihre bekannteste Arbeit ist der Film „Der Lauf der Dinge“, der 1987 während der documenta 8 zu einem Publikumserfolg wurde und sie international bekannt machte. Für ihre Arbeiten bedienten sie sich einer grossen Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksformen vom Film über die Fotografie und Künstlerbücher bis hin zu Plastiken aus unterschiedlichsten Materialien und Multimedia-Installationen. Sie adaptierten Gegenstände und Situationen des Alltags, die sie mit Humor und Ironie in einen künstlerischen Kontext brachten und so philosophische und theoretische Fragen nach der Erklärung der Welt stellten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Fischli_und_David_Weiss

Sonntag, 14. September 2014

Zeichen und Wunder geschehen



Die Kirche in Benz auf Usedom ist eine ganz besondere und ganz besonders schöne Kirche ! Bei meinem Aufenthalt auf der Insel im Jahr 2013 faszinierte mich vor allem die filigran ausgestaltete Kassettendecke, die einem Sternenhimmel nachempfunden ist und das besondere Ambiente sowie das gerade aktuelle Projekt zum Thema "Was war in der DDR anders ?" Hier eine mich besonders berührende Antwort:


















Im Juli 2014 habe ich eine Kerze entzündet, meinem innigsten Wunsch auf einen Gebetszettel geschrieben und unter einen schweren Stein gelegt. Die Gemeinde wollte am kommenden Sonntag meinen Wunsch als Fürbitte in Ihr Gebet einschließen. Danke, liebe Benzer Kirchengemeinde ! Eure Fürbitte hat mich wieder in eine adäquate und froh stimmende Arbeit geführt! Ich danke Euch allen sehr !!! DANKE von ganzem Herzen !!!

Freitag, 12. September 2014

Innerlichkeit

Der Duden bezeichnet mit Innerlichkeit den Ausdruck des Innerlichen:

1. den geistig-seelischen Bereich (eines Menschen) betreffend, aus ihm erwachsend, in ihm vorhanden, verwurzelt, zu ihm gehörend; im Inneren 
2. (gehoben) nach innen gewandt; ein tiefes Innenleben besitzend; nicht oberflächlich veranlagt; besinnlich, verinnerlicht, nachdenklich sein; (bildungssprachlich) kontemplativ

Mit Innerlichkeit bezeichnet man in der Philosophie alle dem Subjekt zukommenden Bewusstseinsvorgänge, Gedanken und Emotionen im Unterschied zu der außer ihm befindlichen Welt, der „Außenwelt“. Der Begriff taucht zuerst 1779 bei Klopstock auf und bezeichnet bei ihm eines von neun Elementen poetischer Darstellung. Ab 1787 verwendet ihn Goethe im Plural „Innerlichkeiten“, um die „innere Natur“ des Menschen oder einer Nation zu beschreiben. Der Singular findet sich bei ihm erst ab 1828.

Es ist Augustinus, der in seiner Schrift De vera religione („Die wahre Religion“) fordert: "Gehe nicht nach draußen, kehre in dich selbst ein; im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.“ Damit richtet sich die Wahrheitssuche nach innen.

In meiner idealen Welt würde ich gerne in einer Kultur der Stille leben, in der es vor allem darum ginge, die eigene innere Stimme zu finden und ihr Gehör zu schenken :-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Innerlichkeit

Mittwoch, 10. September 2014

Chichi

Als ich dieses großartige Wort zum ersten Mal hörte, dachte ich noch, es wäre ausgedacht und gar nicht wirklich existent im Sprachgebrauch. Doch weit gefehlt !
Es stammt aus dem Französischen und der Duden weist es als bildungssprachliches Substantiv aus mit der Bedeutung a) Getue und Gehabe und b) unnötiges Beiwerk, verspieltes Accessoires. Synonyme sind Accessoires, Aufwand, Brimborium, Putz, Rummel, Schnickschnack, Spielerei, Zubehör.

Mir wurde das mit dem Chichi folgendermaßen erklärt: Chichimachen bedeutet sich mit etwas komplett Unnötigem und Überflüssigem zu beschäftigen. Männer und Frauen machen zwar beide Chichi - "sein Chichi", "sie macht schon wieder ihr Chichi" - aber naturgemäß neigen Frauen mehr zum Chichimachen :-)

Ich kann dazu nur sagen, dass ich in den vergangenen Monaten eine ganze Menge Chichi gemacht habe :-) Aber ich bereue nichts !!!

http://www.duden.de/suchen/dudenonline/chichi

Montag, 8. September 2014

Zu alt ?

"Zu alt !" - das habe ich auf meiner Odyssee zurück ins geregelte Arbeitsleben immer wieder gehört ...


Es hat dazu geführt, dass ich mit meinem gefühlten Alter von Anfang 40 schlagartig auf Mitte 40 gealtert bin :-) Doch dann hatte ich die Faxen richtig dicke; ich lass' mich doch nicht von irgendwelchen Personalvermittlern älter reden als ich mich fühle !

Und überhaupt: das Alter ist total egal - solange das Gewicht stimmt ;-)

Samstag, 6. September 2014

Zislaweng

Zislaweng (auch Cislaweng oder Schisslaweng) wird zumeist in den Wendungen "mit Schisslaweng" und "mit einem Schisslaweng" benutzt und bedeutet umgangssprachlich mit Schwung; mit einem besonderen Kniff, Dreh.

Es handelt sich wohl um ein aus dem Französischen gebildetes Wort. Eine Deutung besagt, dass es eine Verballhornung aus „ainsi cela vint“ („so ging das vor sich“) ist, eine andere geht davon aus, dass es von c'est le vent („das ist der Wind“) herrührt. Den Ursprung fand es vermutlich im Berliner Raum mit den Glaubensflüchtlingen aus Frankreich (Hugenotten) Ende des 17. Jahrhunderts. Bis heute wird das Wort vor allem in der Berliner Mundart verwendet.

Mit dem Wort werden nicht näher definierte, visuelle Zusätze oder Ergänzungen kleinerer Art an Schriften oder Objekten bezeichnet. Diese sind nicht für das Verständnis notwendig, sollen dem Ganzen aber eine gewisse Leichtigkeit verleihen. Ähnliche Ausdrücke sind „mit dem gewissen Extra“ oder „mit Pfiff“.

Tut man etwas mit „einem Schisslaweng“, so geschieht dies mit Schwung, Leichtigkeit, Unbeschwertheit. Beispielsweise kann ein schnellgezogener Strich unter einer Unterschrift als Schisslaweng bezeichnet werden.
Und genauso habe ich am 1. August meinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben :-)

PS: aufgrund dieser wunderbaren Tatsache poste ich "nur" noch an den geraden Tagen eines Monats ...

Donnerstag, 4. September 2014

Die belebende Kraft der Deadlines

Calvin: Kreativität lässt sich nicht einfach aufdrehen wie ein Wasserhahn.
             Man muss schon in der richtigen Stimmung sein.

Hobbes: In welcher Stimmung?

Calvin: Torschlusspanik.

(Bill Waterson: "Calvin & Hobbes")

Bislang wurden zwei grundlegende Aufschiebe-Typen identifiziert:

Der arousal procrastinator (etwa: Erregungsaufschieber) behauptet von sich, erst im letzten Moment kreativ sein zu können. Er genießt den Rausch, in den er kurz vor (oder nach) der Deadline gerät, und schwört Stein und Bein, dass er zwei Wochen früher keinen sinnvollen Gedanken hätte fassen können.

Der avoidance procrastinator (etwa: Vermeidungsaufschieber) drückt sich nicht nur vor Unangenehmem, sondern auch vor allen Aufgaben, deren Ergebnis ihm oder seiner Umgebung minderwertig erscheinen könnte. Mit dem verspäteten Arbeitsbeginn spannt er sich ein Sicherheitsnetz - für alle Fälle. "Er zieht es vor, dass die anderen glauben, es habe ihm an Anstrengung gemangelt statt an Fähigkeit", sagt Joe Ferrari. "Es wirkt weniger negativ, sich zu wenig angestrengt zu haben. Wenn die Fähigkeiten nicht ausreichen, ist es egal, wie sehr man sich bemüht - man würde es nie schaffen. So kann man sagen: Ich hätte das gekonnt - ich hatte nur zu wenig Zeit! Ich war nicht schuld."

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/03/Aufschieberitis.xml

Dienstag, 2. September 2014

Saumseligkeit

So ähnlich wie Gott im gestrigen Post ist es mir bei der Jobsuche auch ergangen :-)
Wo ich es nun 5 Minuten vor zwölf doch noch wieder in ein geregeltes Arbeitsleben zurück geschafft habe, kann ich es ja ruhig zugeben: ich neige in einigen (wenigen !) Lebensbereichen zu Prokrastination ...

Was das ist ? Bei der Prokrastination handelt es sich um den wissenschaftlichen Fachterminus für die uns allen bekannte Aufschieberitis. D.h. es wird vermieden, sich einer als prioritär bezeichneten Aufgabe konsequent, zeitnah und relativ stressfrei zu widmen (z.B. Jobsuche). Stattdessen werden andere, weniger wichtige Dinge gemacht (z.B. Blogschreiben). Ich persönlich ziehe jedoch das bedeutend schönere Wort Saumseligkeit vor, um meine kleine Charakterschwäche wenigstens mit einem hübschen Wortgewand zu ummanteln :-)

Wikipedia sagt, dass manche Menschen persönlichkeitsbedingt zu späterer Handlungsinitiierung neigen; sie schaffen es nur mit großer Überwindung, Tätigkeiten, die als langweilig oder unangenehm empfunden werden (und deren Gewinn erst sekundär oder langfristig entsteht), in Angriff zu nehmen. Dabei sind sich die Betroffenen der ihnen durch das Verschieben entstehenden persönlichen Nachteile durchaus bewusst, was Unlust oder sogar Angst auslöst, die aber als Negativgefühle ihrerseits das In-Aktion-Treten erschweren oder gar unmöglich machen.

Ich kannte Saumseligkeit bisher vor allem aus dem Bereich der Putz- und Hausarbeiten. Dass sich die Jobsuche zu einer wahren Mount Everest-Besteigung für mich ausweiten würde, damit hatte ich nicht gerechnet :-)

Montag, 1. September 2014

Zum Auftakt

Wie es wirklich war

Im Anfang schuf Gott erstmal gar nichts. "Dafür ist auch morgen noch Zeit", sprach er und strich sich zufrieden über den Bart.

Am zweiten Tag sprach Gott: "Ach, es sind noch fünf Tage übrig", und sank wieder in die Kissen.

Am dritten Tag wollte Gott schon anfangen, das Licht von der Finsternis zu scheiden, aber kaum hatte er sich auch nur einen Kaffee gekocht, war der Tag irgendwie schon vorbei.

Am vierten Tag dachte Gott ernsthaft darüber nach, jemand anderen die ganze mühsame Schöpfungsarbeit machen zu lassen. Aber es war ja noch niemand da.

Am fünften Tag hatte Gott andere Dinge zu erledigen, die viel dringender waren.

Am sechsten Tag überlegte Gott, ob es wohl möglich war, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Es fiel ihm aber nichts Rechtes ein. Schließlich war er allmächtig, was die meisten Ausreden ein bisschen unglaubhaft wirken lässt.

Am Sonntag um fünf vor zwölf schließlich schluderte Gott hastig irgendwas hin: Wasser, Erde, Tag, Nacht, Tiere, Zeugs. Dann betrachtete er sein Werk und sah, dass es so lala war. "Aber für nur fünf Minuten", sagte er, "gar nicht so schlecht!"

Kathrin Passig/Sascha Lobo "Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin" Rowohlt Verlag