Sonntag, 30. November 2014

Aufgefangen werden

Fallen und aufgefangen werden.
Das ist ein beliebtes Gruppenspiel für Kids. Ein freiwilliger Mitspieler stellt sich steif in die Mitte, verschränkt die Arme, schließt die Augen und lässt sich fallen - im Vertrauen darauf, von den anderen Gruppenmitgliedern aufgefangen zu werden.

Manchmal fällt man auch unfreiwillig. Dann tut es gut, wenn andere einen Rettungsschirm für einen aufspannen. Und manchmal macht man eine Punktlandung im Fallen, landet einfach an der einen, für einen vorgesehenen, eng umgrenzten passgenauen Stelle.
All das kann passieren ...

Man kann auch über 50 sein und von +/- 30-jährigen aufgefangen werden.
"Komm, du frierst doch ohne uns" - dieser berührende Satz hat sich mir besonders eingeprägt ! Und noch etwas Erstaunliches erlebe ich in meinem neuen Arbeitsumfeld : Da, wo ich vorbehaltlos vertraue, einfach so, bedingungslos und ohne "Wenn und Aber", fühlen sich junge Menschen mit einem Mal für mich verantwortlich. Das ist ein soo schönes Gefühl nach den letzten Jahren in einem Unternehmen, das ausschließlich shareholder-value-driven agiert und in der ein Mensch und seine jahrelang erbrachte Leistung mit einem Mal nichts mehr zählt und vollkommen bedeutungslos wird -
nur weil immer und ausschließlich das EBITDA im Fokus steht ... :-(

Freitag, 28. November 2014

Beckenbodengymnastik


Die Beckenbodengymnastik ist in aller Munde und für alle Alterstufen gleichermaßen wichtig :-) Sie kann zur Steigerung der sexuellen Erregbarkeit beitragen, nach einer Geburt muss der Beckenboden ganz schnell wieder gestärkt und gekräftigt werden, und ein gut trainierter Beckenboden schützt auch vor der immerfort drohenden Inkontinenz jenseits der 50 ;-)

Mittwoch, 26. November 2014

Bevorzugte Wörter

Antwort auf die Frage nach meinen zehn bevorzugten Wörtern: Die Welt, der Schmerz, die Erde, die Mutter, die Menschen, die Wüste, die Ehre, das Elend, der Sommer, das Meer.

Albert Camus im Sommer 1951
"Das Leben hinnehmen, so wie es ist? Dumm. Mittel, es anders zu machen? Wir sind weit entfernt davon, das Leben zu beherrschen, das Leben ist es, das uns beherrscht und uns bei jeder Gelegenheit das Maul stopft.
Das menschliche Schicksal hinnehmen? Im Gegenteil, ich glaube, dass die Revolte zur menschlichen Natur gehört. Es ist eine finstre Komödie, so zu tun, als ob man bereit wäre, das zu akzeptieren, was uns auferlegt ist. Es geht vor allem darum zu leben. So viele Dinge sind es wert, geliebt zu werden, und es ist lächerlich, so zu tun, als ob man nur den Schmerz lieben könnte. Komödie. Verstellung. Man muss aufrichtig sein. Aufrichtig um jeden Preis, auch wenn es uns schadet.

Also weder Revolte noch Verzweiflung. Das Leben, mit allem was dazugehört. Wer gegen das Leben revoltiert oder es nur erduldet, verschließt sich vor ihm. Reine Illusion. Wir sind im Leben. Es schlägt uns, es verletzt uns, es spuckt uns ins Gesicht. Es erleuchtet uns auch mit einem plötzlichen und verrückten Glück, das uns teilhaben lässt. Das dauert nicht lange. Aber es reicht. Man soll sich nicht täuschen. Der Schmerz ist da. Kann man nicht leugnen.
Vielleicht ist in unserem tiefsten Inneren der wesentliche Teil des Lebens. Unsere Widersprüche. Die Mystiker und J.-C.. Liebe. Vereinigung. Sicherlich, aber wozu Worte darum machen? Bis später."

Albert Camus, undatiert 
Iris Radisch "Camus - Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie"

Montag, 24. November 2014

Halten

Halten
das heißt
Nicht weiter - nicht näher - nicht einen Schritt
oder heißt Schritthalten
ein Versprechen - mein Wort
oder Rückschau

Halten
dich
mich zurück - den Atem an - mich an dich
dich fest
aber nicht
dir etwas vorenthalten

Halten
dich in den Armen
in Gedanken - im Traum - im Wachen
Dich hochhalten
gegen das Dunkel
des Abends - der Zeit - der Angst

Halten
dein Haar mit zwei Fingern
deine Schultern - dein Knie - deinen Fuß
Sonst nichts mehr halten
keinen Trumpf - keine Reden
keinen Stecken und Stab und keine Münze im Mund

Erich Fried

Samstag, 22. November 2014

Du sollst dir kein Bildnis machen

Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertigwerden; weil wir sie lieben, solange wir sie lieben. (...)

Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedesmal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir anzunehmen versucht sind - nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch fertig für uns. Er muss es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft auf, weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfassbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, dass unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei.

"Du bist nicht", sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte: "wofür ich Dich gehalten habe." Und wofür hat man sich denn gehalten? Für ein Geheimnis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat.

Max Frisch (1911-1991)
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Frisch 

Donnerstag, 20. November 2014

Meine Helene

Meine Helene heißt mit Sicherheit nicht "Fischer" sondern Schjerfbeck mit Nachnamen und ist eine finnische Malerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Helene Schjerfbeck (1862 - 1946) gehört zur wichtigsten Künstlerin der finnischen Moderne und gerade widmet die Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main ihr eine umfangreiche Einzelaustellung.
Warum ich sie so toll finde?
Wie auch bei Kafka mag ich den rückhaltlosen Blick, den sie auf sich selbst wirft. Am beeindruckensten finde ich die 40 Selbstportraits. Selbstbildnisse, von denen mehr als die Hälfte in ihren beiden letzten Lebensjahren entstanden (sie starb 1946 im Alter von 84 Jahren). Es ist vor allem dieser schonungslose und ehrliche Blick auf sich selbst, diese uneingeschränkte Selbstüberprüfung im Persönlichen und die unvergleichliche Radikalität mit der sie dabei vorgeht, der ich Hochachtung, Respekt und Bewunderung zolle und die mich sehr berührt.

Und sie hat auch diesen wunderbaren Satz bezüglich ihrer Modelle gesagt :
"Ich habe mich immer nach dunkler Seelentiefe gesehnt, die noch nicht zu sich selbst gefunden hat, wo alles noch unbewusst ist - gerade dort kann man Entdeckungen machen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Helene_Schjerfbeck
http://schirn.de/HELENE_SCHJERFBECK.html

Dienstag, 18. November 2014

Verbundenheit

Letzten Freitag ist es passiert; beim Tapas-Essen mit der gesamten Einkaufsabteilung. Ich habe den lärmenden lauten Haufen junger Leute beobachtet, der mein tägliches Arbeitsumfeld darstellt - und mich normalerweise jeden Tag sehr sehr glücklich macht !!!
Aber an diesem Abend habe ich sie beobachtet und das Beobachtete auch noch bewertet...
Und schon war ich nicht mehr ein Teil von ihnen - sondern bereits schmerzhaft weit von ihnen getrennt. Ganz ohne Zugehörigkeit und ohne Verbundenheit, einfach abgetrennt ....
Und wie leicht kann einem dann der Verstand einreden, dass dies die Wirklichkeit oder die Wahrheit sei - aber das stimmt gar nicht ! Wir brauchen einander - nicht immer - und vor allem nicht immer bei jeder Gelegenheit - bei Feiern wohl eher nicht ;-) - aber sonst irgendwie schon !

Als Verbundenheit wird in der Psychologie der Kommunikation das Gefühl bezeichnet, einer anderen Person oder einer Personengruppe zugehörig zu sein und in einer gegenseitig vertrauensvollen Beziehung zu stehen.
Nach Friedemann Schulz von Thun ist die Verbundenheit eines der vier seelischen Grundbedürfnisse – neben dem Empfinden von Eigenwert, einem ausreichenden Grad an Freiheit und dem Bedürfnis, geliebt zu sein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Verbundenheit

Sonntag, 16. November 2014

Tröstung

Es ist Herbst 1923 in Berlin. Ein kleines Mädchen sitzt weinend auf einer Parkbank.
Ihre Puppe ist plötzlich weg, dabei lag sie vorhin doch noch hier. Das Mädchen merkt erst nicht, dass plötzlich ein fremder Mann mit schwarzem Hut und abstehenden Ohren neben ihr steht. Er sagt, er heiße Franz und wenn sie wegen ihrer Puppe weine, dann könne sie ruhig damit aufhören, denn die Puppe sei nicht gestohlen worden, sie sei nur auf eine Reise gegangen, er habe sie vorhin an sich vorbeilaufen sehen.
Das Mädchen wird still, fragt, ob dies auch wirklich wahr sei. Natürlich sei es wahr, die Puppe habe ihm ja schließlich einen Brief an das Mädchen mitgegeben, er habe ihn nur leider zu Hause liegen lassen, erklärt Franz.

Der fremde Mann ist niemand anderes als der berühmte Schriftsteller Franz Kafka.
Und diese Briefe hat es tatsächlich gegeben !!!
Dora Diamant, eine junge Polin, die Kafka 1923 kennen lernt und mit der er schließlich in eine gemeinsame Wohnung in Berlin zieht, hat die Begegnung Kafkas mit dem kleinen Mädchen festgehalten:

"Er machte sich mit all dem Ernst an die Arbeit, als handelte es sich darum, ein Werk zu schaffen. Er war in demselben gespannten Zustand, in dem er sich immer befand, sobald er an seinem Schreibtisch saß, ob er nun einen Brief oder eine Postkarte schrieb. Es war übrigens eine wirkliche Arbeit, die ebenso wesentlich war wie die anderen, weil das Kind um jeden Preis vor der Enttäuschung bewahrt und wirklich zufriedengestellt werden wusste. Die Lüge musste also durch die Wahrheit der Fiktion in Wahrheit verwandelt werden. Am nächsten Tag trug er den Brief zu dem kleinen Mädchen, das ihn im Park erwartete. Da die Kleine nicht lesen konnte, las er ihr den Brief laut vor. Die Puppe erklärte darin, dass sie genug davon hätte, immer in derselben Familie zu leben, sie drückte den Wunsch nach einer Luftveränderung aus, mit einem Wort, sie wolle sich von dem kleinen Mädchen, das sie sehr gern hätte, für einige Zeit trennen. Sie versprach, jeden Tag zu schreiben – und Kafka schrieb tatsächlich jeden Tag einen Brief, indem er immer wieder von neuen Abenteuern berichtete, die sich dem besonderen Lebensrhythmus der Puppen entsprechend sehr schnell entwickelten. Nach einigen Tagen hatte das Kind den wirklichen Verlust seines Spielzeugs vergessen und dachte nur noch an die Fiktion, die man ihm als Ersatz dafür angeboten hatte." (...)

Bereits 1959 wurde über ein Steglitzer Stadtteilblatt der Versuch unternommen, das getröstete Mädchen und damit auch Kafkas Puppenbriefe wiederzufinden. 2001 hat der Kafka-Übersetzer Mark Harman diesen Versuch erneuert, blieb jedoch trotz beträchtlicher Resonanz in den Medien erfolglos.
http://www.franzkafka.de/franzkafka/fundstueck_archiv/fundstueck/457439 

Freitag, 14. November 2014

Weltschmerz


Wenn ich dieses Bild von Paula Modersohn-Becker ansehe, in die großen melancholisch-entrückten Augen der jungen Frau blicke, zieht sich in mir alles schmerzhaft zusammen, so schön finde ich es. Ein gutes Bild, um über Weltschmerz zu schreiben. Was ist das eigentlich?

Weltschmerz ist ein in vielen Sprachen verbreiteter Germanismus, darunter im Englischen, Polnischen, Schwedischen, Spanischen und Portugiesischen.
Weltschmerz scheint also eine sehr deutsche Angelegenheit zu sein :-)

Weltschmerz ist ein 1823 von Jean Paul geprägter Begriff für ein Gefühl der Trauer und schmerzhaft empfundener Melancholie, das jemand über seine eigene Unzulänglichkeit empfindet, die er zugleich als Teil der Unzulänglichkeit der Welt, der bestehenden Verhältnisse betrachtet. Er geht oft einher mit Pessimismus, Resignation oder Realitätsflucht. Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm benennt Weltschmerz als tiefe Traurigkeit über die Unzulänglichkeit der Welt.

Nachträglich wurde der Begriff insbesondere auf eine Geisteshaltung und deren literarischen Ausdruck der Romantik (u. a. Joseph Freiherr von Eichendorff, Clemens Brentano, Nikolaus Lenau) übertragen. Heinrich Heine beschrieb ihn als „Schmerz über die Vergänglichkeit irdischer Herrlichkeit“; Thomas Mann umschrieb ihn mit „Lebenswehmut“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Weltschmerz

Mittwoch, 12. November 2014

Dich deinen Ängsten stellen

Neue Welten zu entdecken wird dir
nicht nur Glück und Erkenntnis,
sondern auch Angst und Kummer bringen.
Wie willst du das Glück wertschätzen,
wenn du nicht weißt, was Kummer ist?
Wie willst du Erkenntnis gewinnen,
wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst?
Letztlich liegt die große Herausforderung des Lebens darin,
die Grenzen in dir selbst zu überwinden
und so weit zu gehen,
wie du dir hast niemals träumen lassen.

Sergio Bambaru

Montag, 10. November 2014

Unvollkommenheit

1. Überwinde die Angst vor dem, was andere über dich denken könnten.
2. Schenke dir selbst mehr Mitgefühl.
3. Entwickle deine Widerstandskraft.
4. Verstärke das Gefühl von Dankbarkeit und Freude.
5. Vertraue auf deine Intuition und darauf, dass es gut geht.
6. Lass deiner Kreativität freien Lauf.
7. Nimm dir Zeit zum Spielen und Ausruhen.
8. Bring Ruhe und Stille in dein Leben.
9. Suche immer wieder sinnvolle Arbeit und löse dich von allen Auffassungen,
    die mit "Man muss ..." anfangen.
10. Lache, singe, tanze. Verabschiede dich von der Vorstellung, dass man sich ständig
      beherrschen sollte.

Brené Brown "Die Gaben der Unvollkommenheit" 
  

Scheitern ist unwichtig. Es braucht Mut, um einen Narren aus sich zu machen.

Charlie Chaplin (1899-1977)

Imperfection is beauty,
 madness is genius
 and it is better to be absolutely ridiculous
 than absolutely boring.

Marilyn Monroe (1926-1962)

Samstag, 8. November 2014

Gut gemacht !

Wir sehnen uns wohl alle nach Wertschätzung und Anerkennung und doch ist gerade Wertschätzung Mangelware in einer Arbeitswelt und Leistungsgesellschaft, die unseren unermüdlichen Einsatz für selbstverständlich hält oder als bereits mit dem Gehalt abgegolten.

Selbst wenn wir Anerkennung von außen bekommen, wird sie uns oftmals nicht genügen. Anerkennung von anderen ist wie eine Droge: man braucht eine immer höhere Dosis und erreicht nie den Punkt an dem es gut ist. Außerdem macht sie uns zum Sklaven der Erwartungen und Anforderungen anderer.

Wir können aber auch lernen uns die gewünschte Anerkennung selbst zu geben, die Fähigkeit entwickeln, in uns selbst zu empfinden, dass wir dies oder jenes wirklich gut gemacht haben. Eigenlob stinkt nicht und falsche Bescheidenheit ist kontraproduktiv, egal was uns von unseren Eltern beigebracht wurde. Es gibt so viele Situationen, in denen wir unsere innere Stimme hochtunen sollten: die Wohnung gesaugt, das Bad geputzt - endlich fertig ? Nein: Gut gemacht ! Die Steuererklärung, das Reklamationsgespräch mit dem schwierigen Kunden, die kaugummizähe Projektaufgabe termingerecht abgeschlosssen ? Super hingekriegt ! Sich selber feiern ! Alles richtig gemacht !

Wenn wir ein ungünstiges Grundgefühl wie "Ich bin nicht willkommen", "Ich genüge nicht, ich bin nicht gut genug" oder "Ich bin zu kurz gekommen" in uns tragen, kann die Erlaubnis sich selbst zu loben eine solche Kraft, einen solchen Zauber entfalten - stark genug, um die Schatten der Kindheitsprägung hinter sich zu lassen. Wer sich selber lobt, kann sich demnach geradezu befreien. Und was wäre ein schöneres Eigenlob, als zu sagen: "Ich genüge immer" oder "Ich bin gut genug" ?

Wenn wir den Mut haben, uns für alle scheinbar kleinen Verhaltensweisen zu loben, die doch bereits großen Mut erfordern, wächst uns vielleicht auch noch ein ganz anderer Mut: eine zupackende Lebenslust, der sich nichts mehr in den Weg stellen mag und die ohne Rückbestätigung von außen auskommt.

Heinz-Peter Röhr: "Die Kunst sich wertzuschätzen" Patmos Verlag

Donnerstag, 6. November 2014

Dienstag, 4. November 2014

Freundlichkeit

Bevor du Freundlichkeit als das Tiefste in dir erkennen kannst,
musst du Kummer erkennen als das andere Tiefste in dir.
Du musst wach werden mit Kummer.
Du musst mit ihm sprechen, bis deine Stimme
den Faden allen Kummers zu fassen bekommt
und du das ganze Ausmaß des Gewebes siehst.
Dann macht nur noch Freundlichkeit Sinn,
nur Freundlichkeit, die dir die Schuhe bindet.
Und dich losschickt, um Post aufzugeben und Brot zu kaufen,
nur Freundlichkeit, die ihren Kopf hebt aus der Menge der Welt, um zu sagen:
Ich bin es, die du gesucht hast,
und die dich dann überallhin begleitet
wie ein Schatten oder ein Freund.

Aus "Kindness" von Naomi Shihab Nye, 1995
http://en.wikipedia.org/wiki/Naomi_Shihab_Nye

Sonntag, 2. November 2014

Sanftmut

Eine tiefe Sehnsucht nach Sanftmut treibt mich umher. Ich muss mich dem Thema daher wohl sehr behutsam, vorsichtig und in mehreren Etappen nähern ...

Was sagt denn Wikipedia ?
Sanftmut ist eine Charaktereigenschaft. Sie galt als Tugend einiger Herrscher: So trug Friedrich II. von Sachsen (1412–1464) den Beinamen „der Sanftmütige“, ebenso der Pfalzgraf Ludwig IV. (1424–1449). Der Bischof und christliche Mystiker Franz von Sales (1567–1622) wird als Heiliger der Sanftmut angesehen, der seine Neigung zu Zornausbrüchen zu zügeln lernte.
Zum Adjektiv sanftmütig sind Gegenbegriffe zornmütig (veraltet), jähzornig und aufbrausend.

Damit kann ich überhaupt nichts anfangen! Schauen wir mal in den Duden :
Bedeutung: sanfte, geduldige Gemütsart, sanftes, zartes Wesen
Synonyme: Freundlichkeit, Friedfertigkeit, Friedlichkeit, Güte, Herzensgüte, Milde, Rücksicht, sanftes Wesen, Sanftheit, Sanftmütigkeit, Weichheit, Zartheit

Und dann kann man auch noch die Bibel aufschlagen:
Die Bergpredigt beginnt in der von Matthäus überlieferten Fassung mit 10 Seligpreisungen, von denen die dritte lautet : „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen“. 

Damit stehen wir vor Verheißungen, die uns in der heutigen Zeit tief ergreifen, die uns aber zugleich als sehr unwahrscheinlich vorkommen. Sollen die Sanftmütigen, die Friedfertigen, die Gewaltlosen einmal Herren und Besitzer dieser Erde sein, die ja doch – wie wir es täglich erleben – von den Starken, den Rücksichtslosen, den Gewalttätigen beherrscht, ausgebeutet und beschädigt wird ?